Buchenbestand westliche Tortalalm
Seltene Waldgesellschaft
Standortstyp: Karbonat-Alpendost-Fichten-Tannen-Buchen-Wald mit Kahlem Alpendost
Kurzbeschreibung:
Das tiefsubalpine Biotop des Buchenbestand westliche Tortalalm stellt einen mittelbevorrateten, noch gut geschlossenen, südostexponierten Fichten-Tannen-Buchenbestand auf einer Braunlehm-Rendsina in einer Höhenlage zwischen 1340 und 1460 m dar. Buche ist die mit Abstand dominierende Baumart. Daneben wird der zweischichtige, etwa 5 ha große Bestand noch zu einem wesentlich geringeren Anteil aus älteren Exemplaren von Fichte und Tanne mit eingesprengten Ulmen und Ahornen aufgebaut. Die Nadelhölzer sind deutlich vorwüchsig und haben erheblich größere Durchmesser.
Bedeutung und Beurteilung:
Unweit östlich des Bergahorn-Buchenbestandes befindet sich der Waldbestand, nordwestlich abgegrenzt durch eine Lawinengasse und nördlich durch steiles, felsiges Latschengelände. Nordöstlich wird der Bestand durch einen steilen Felsabbruch, der zu einem Ulmen-Ahorn-Schluchtwald überleitet, begrenzt und südlich anschließend geht das Biotop in einen von Felsabbrüchen charakterisierten Fichten-Tannen-Buchenbestand extremer Prägung über. Innerhalb dieser Begrenzung befindet sich eine Waldinsel, deren standörtliche Voraussetzungen deutlich begünstigt erscheinen. Auf dem mäßig steilen, jedoch offensichtlich in der kalten Jahreszeit sehr schneereichen Hang (leeseitig), hat sich eine Karbonat-Braunlehmrendsina von insgesamt schwerer Bodenart und mittlerer Gründigkeit von ca. einem halben Meter entwickelt.
Der durchschnittlich 160-jährige Bestand, der in manchen Teilen Buchenreinbestandscharakter hat, ist – wie vordem schon in der Nachbarbiotopfläche – wenig strukturiert, phasenweise fast hallenbestandsartig. Die Unterschicht fehlt vollständig, eine zweite Bestandesschicht (Mittelschicht) ist ausgebildet. In der südlichen Biotophälfte nimmt der Nadelholzanteil gegenüber den oberen Biotopteilen leicht zu .
Mit 40 Vfm Totholz ist der Bestand als “totholzreich” zu bezeichnen. Aufgrund des hohen Buchenanteils und einer mäßig ausgeprägten Säbelwüchsigkeit auch noch alter Stämme, wäre es denkbar, dass der Bestand aus einem ehemaligen Legbuchenbestand hervorgegangen ist, da außerdem westlich und südöstlich auch Legbuchenbestände vorkommen. Als charakteristische Hochstaudenvertreter finden sich nur der Villars-Kälberkropf (Chaerophyllum villarsii), das Quirlblättrige Salomonsiegel (Polygonatum verticillatum) und das Fuchs`sche Greiskraut (Senecio fuchsii). Daneben treten noch häufiger der Hainsalat (Aposeris foetida), das Berg-Reitgras (Calamagrostis varia) und die Weiße Pestwurz (Petasites albus) auf, wobei der Unterschied in den Feuchtigkeitsansprüchen gerade der beiden letztgenannten besonders auffällt.
An feuchtigkeitsliebenden Arten stechen der Waldfrauenfarn (Athyrium filix-femina), die Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris) und die Moos-Nabelmiere (Moehringia muscosa) bei geringeren Deckungen ins Auge. Die Strauchschicht ist sehr schwach ausgeprägt. Aufgrund der für zentrale Einheiten von Bergahorn-Buchenwäldern etwas atypischen Bodenvegetationsverhältnisse und auch des fehlenden Moos-und Flechtenbehanges käme auch eine Zuordnung unter dem Asperulo-Abieti-Fagetum in Frage.
Biotopwert:
Trotz eher mäßiger Raumstruktur – der Bestand ist in sich geschlossen und wenig gegliedert – und damit verbunden beschränkten Artenzahlen erreicht das Biotop aufgrund der guten Altersstruktur, hohem Totholzreichtum und der naturnahen Ausprägung der an sich seltenen Waldgesellschaft eine hohe Wertigkeit.
Rückfragen bitte direkt beim Naturpark Karwendel oder bei:
DI Dr. Michael Haupolter
Amt der Tiroler Landesregierung, Abt. Umweltschutz
Tel.: + 43 (0) 512 508-3466
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