Verbreitung und Habitateignung des Grauspechts (Picus canus) im Naturpark Karwendel
Der Grauspecht (Picus canus) ist eine wichtige Spechtart in Österreich, die vor allem in strukturreichen Landschaften lebt. Als Schlüsselart spielt der Grauspecht eine zentrale Rolle für die Biodiversität und gilt als Indikator für die Qualität und Struktur von Wäldern. Besonders im Naturpark Karwendel findet der Grauspecht geeignete Lebensräume in alten Laubmischwäldern auf Höhen zwischen 480 und 2200 m ü.NN. Durch Umweltveränderungen, wie die Verdrängung naturnaher Laubmischwälder, intensive Forstwirtschaft und die Aufgabe traditioneller Nutzungsformen, sind jedoch die Lebensräume des Grauspechts zunehmend bedroht.Ziel dieser Masterarbeit war es, die aktuelle Verbreitung und Habitateignung des Grauspechts im Naturpark Karwendel zu untersuchen und die aktuellen Ergebnisse mit Daten einer ornithologischen Ersterhebung von 2011/2012 zu vergleichen. Die zentralen Forschungsfragen umfassten Veränderungen in der Verbreitung, den Einfluss von Umweltparametern und die Auswirkungen des Klimawandels auf die Habitateignung. Hierzu wurde eine Methodik angewandt, die auf den ornithologischen Erhebungen von Oberwalder et al. (2014) basierte. Es wurden fünf Flächen im Naturpark Karwendel ausgewählt und von März bis Juni 2024 insgesamt sechs Begehungen pro Fläche durchgeführt.
Die Untersuchung ergab eine Veränderung in der Verbreitung des Grauspechts im Vergleich zu 2011/2012, wobei die mittlere Individuenzahl von 0,31 (2011/2012) auf 0,58 (2024) anstieg. Während in der Fläche Zirl kein Vorkommen mehr festgestellt wurde, konnte auf der Fläche Arzl-Rum-Thaur eine deutliche Zunahme festgestellt werden. Die Dichteverteilung und die Analyse von Umweltparametern zeigten, dass die Population des Grauspechts eng mit bestimmten Lebensraumbedingungen verknüpft ist. Besonders wichtig sind strukturreiche Wälder mit hohem Anteil an Totholz und eine günstige Exposition. Zusätzlich hatte der Klimawandel positive Auswirkungen auf die Habitateignung in bestimmten Bereichen des Naturparks. Eine Modellierung der Habitateignung ergab, dass die südlichen und südöstlichen Bereiche des Naturparks als besonders geeignet für den Grauspecht gelten, während die nördlichen, steilen Hänge weniger geeignete Lebensräume sind.
Um den Bestand des Grauspechts langfristig zu sichern, sind gezielte Maßnahmen erforderlich, insbesondere die Förderung strukturreicher Laub- und Mischwälder mit einem hohen Anteil an Alt- und Totholz.
Details
Autor: Veerle Dezutter
Titel: Verbreitung und Habitateignung des Grauspechts (Picus canus) im Naturpark Karwendel
Themenschwerpunkt: Biodiversität, Ornithologie, Artenschutz
Geografischer Schwerpunkt: Karwendel
Datum: 2025
Hochschule: Universität Innsbruck
Art der Arbeit: Masterarbeit
Umfang: 67 Seiten [3.5 Mb]