Ein kleiner orangefarbener Pilz wächst zwischen grünem Moos und morschem Holz in der unberührten Waldlandschaft der Naturwaldzelle Taschbach.

“Lärchen-Zirbenbestand unter Bettelwurf”

Seltene Waldgesellschaft

Kurzbeschreibung:
Gegenüber dem oben beschriebenen Fichtenbestand befindet sich der Lärchen-Zirbenbestand unter dem Bettelwurf auf der orografisch rechten Talseite im Bereich des “Schinderbödeles” – ein lockerer, vorratsarmer Bestand, bei dem, neben der Zirbe, Lärche und Fichte zu etwa gleichen Anteilen vertreten sind. Die Waldgesellschaft stockt auf grobblockigen Schutt auf Wettersteinkalk (Bergsturz), die Blöcke sind von einer mächtigen Schicht aus saurem Tangelhumus (30-50 cm Mächtigkeit) überzogen. Trotz der vergleichsweise geringen Seehöhe (1450 m), zeigt die Gesellschaft daher das typische Vegetationsmuster des Karbonat-Lärchen-Zirbenwaldes. Säurezeiger wie Rhododendron ferrugineum, Vaccinium myrtillus, V. uliginosum, Calluna vulgaris, Lycopodium annotinum stehen im Vordergrund, daneben kommen auch einige Kalkzeiger wie Erica herbacea, Sesleria varia, Polygala chamaebuxus vor. Der Bestand wird von Latschengesellschaften, die auf den umgebenden Lawinenbahnen und weniger stabilisierten Schutthalden stocken, umrandet. Die Latsche ist in der Strauchschicht regelmäßig vertreten, was auf die Entwicklung des Bestandes aus einer Latschengesellschaft hinweist.

Bedeutung und Beurteilung:
Ähnlich dem oben beschriebenen Fichtenwald wurde auch dieser abgelegene Lärchen-Zirbenbestand unter dem Bettelwurf kaum je forstlich genutzt. Der Strukturreichtum (plenterartig), das Vorhandensein von reichlich Totholz (17% des Gesamtvorrates) in allen Stadien der Zersetzung, das Fehlen von Nutzungsspuren und die schlechte Bringbarkeit des kleinen Waldkomplexes lassen eine vom Menschen weitgehend unbeeinflusste Bestandesgeschichte vermuten. Auch der Weideeinfluss dürfte seit jeher gering gewesen sein, da der Bestand sehr schlecht begehbar ist (grobblockig, geringer Weidewert).
Die Verjüngung des Bestandes wird von Fichte dominiert, daneben kommen aber auch Lärche, Zirbe und vereinzelt auch Bergahorn vor. In der Krautschicht ist auch vereinzelt Tanne vertreten. Dünnstämmige Zirben weisen häufig alte Schälschäden auf, ein Hinweis auf höhere Rotwildstände in der Vergangenheit. Die ungestörte, schattige Lage macht den Bestand zu einem beliebten Sommereinstand (wiederholte Rotwildbeobachtung). Der beschriebene Lärchen-Zirbenwald unter dem Bettelwurf verdankt seine Entstehung der kleinklimatischen Besonderheit seines Standortes. Der Schatten und der Kaltluftabfluß der mächtigen Bettelwurf-Nordwand schaffen hier kühl-feuchte Verhältnisse, wie sie anderswo erst einige hundert Meter höher anzutreffen sind. Dadurch und auf Grund des rückstandsarm verwitternden Ausgangsmaterials verläuft der Streuabbau nur äußerst langsam, wodurch sich dieses Ökosystem in seinem Nährstoffkreislauf fast völlig vom Ausgangsgestein abgekoppelt hat.

Biotopwert:
Der Bewertungsbaum zeichnet das Bild eines in allen Belangen hochwertigen Waldbiotops. Außer dem naturnahen Charakter (siehe oben) kommt auch der ausgesprochenen Seltenheit/Gefährdung der Pflanzengesellschaft im Karwendel und dem stark geschichteten Bestandesaufbau – alle Entwicklungsphasen des Naturwaldes sind vertreten – hoher Anteil am insgesamt hohen Biotopwert zu.

Rückfragen bitte direkt beim Naturpark Karwendel oder bei:

DI Dr. Michael Haupolter
Amt der Tiroler Landesregierung, Abt. Umweltschutz
Tel.: + 43 (0) 512 508-3466
michael.haupolter@tirol.gv.at

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