Bis ins 20. Jahrhundert war die Holznutzung der wichtigste Wirtschaftszweig der Nordalpen, doch heutige Besucher ahnen davon kaum etwas. Die Spuren dieser Geschichte sind oft nur noch für Eingeweihte lesbar.
Die beiden grenznahen Standorte in Scharnitz und am Wasmeier Freilichtmuseum haben nun mit Museen in ehemaligen Hütten der Holzer diese Kulturgeschichte aufbereitet. Darüber bleibt unser Ziel – den Wegen des Holzes folgend – mit bestehenden Institutionen flussabwärts das Thema gemeinsam fortzuspinnen. Sei es der Weg des Holzes als Floß auf der Isar oder als Stützpfeiler („Stempel“) im Salzbergbau der Saline Hall.
Auch der Naturraum hält Besonderheiten diesseits wie jenseits der Staatsgrenze parat. Dies gilt nicht nur für das Grenz-Gebirge und -Gebiet Karwendel, sondern setzt sich ebenso im nordöstlich angrenzenden Mangfallgebirge fort, das ebenso als Natura 2000-Gebiet geschützt ist. Neben artenreichen naturnahen Bergwäldern in Bayern wie in Tirol sind es besonders die Flüsse, die einen geradezu sinnbildlich verbindenden Charakter haben. Mit der oberen Isar und dem Rißbach hat das Tiroler Karwendel gleich zwei europaweit bedeutsame Wildfluss-Lebensräume, die sich auf bayerischer Seite – in Abschnitten – fortsetzen.
- Zunächst wurde jeweils in Scharnitz sowie auf der Fläche des Wasmeier Museums eine ehemalige Holzerhütte, in der die Holzarbeiter im Gebiet untergekommen sind, aufgebaut und als Museum ausgebaut. Die Ausstellungen widmen sich dem Leben der Holzer ebenso sehr wie der allgemeinen Geschichte der Holznutzung und ihrem ökologischen Kontext im Bergwald.
- Um die nötige Infrastruktur in Scharnitz im Gebiet der „Länd“ aufzubauen wurde hierfür zusätzlich ein modernes Naturpark-Infozentrum errichtet.
- Das Wissen um die lokalen Besonderheiten der Geschichte wurde als Grundlage für die Ausstellungen aufgegriffen. Um dieses der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, wurde die Wissensdatenbank „Wiki Wege des Holzes“ geschaffen. Wir freuen uns weiterhin über jeden Hinweis auf diverse Quellen zum Thema!
- Im Anschluss an die in Scharnitz und am Schliersee aufgebauten Museen zu Holznutzung und natürlicher Vielfalt hat sich ein Verbund aus verwandten, bestehenden Institutionen vernetzt um das Thema grenzüberschreitend zu vertiefen.
Der Naturpark Karwendel umfasst beinahe das gesamte Karwendelmassiv und das NSG Arnspitze und ist mit einer Fläche von 739 km² das größte Tiroler Schutzgebiet und der größte Naturpark Österreichs.
Aufgrund seiner Topographie verfügt das Karwendel über einen überdurchschnittlich hohen Anteil an natürlichen Lebensräumen wie Urwäldern und Wildflüssen und beherbergt eine hohe Anzahl europaweit bedeutender Tier- und Pflanzenarten wie beispielsweise Steinadler, Weißrückenspecht und Frauenschuh.
Seit Jahrhunderten prägen Alm-, Forst- und Jagdwirtschaft als klassische alpine Nutzungsformen das Gebiet. Die alpintouristische Erschließung begann in der zweiten Hälfte des 19. Jhds. und bietet in ihrer heutigen Ausprägung mit mehr als 50 bewirtschafteten Hütten und Almen zahlreiche Möglichkeiten für unterschiedliche Formen des Alpinismus.
Die Arbeitsschwerpunkte des Naturparks liegen in den Bereichen Naturschutz, Erholung & Tourismus, Umweltbildung, Wissen & Forschung, sowie Regionalentwicklung.
www.karwendel.org
Standort Scharnitz, Tirol
In der ehemaligen „Länd“ im Ortszentrum – einst ein großflächiger Besucherparkplatz – ist ein Museum zur Geschichte der Holznutzung und natürlichen Vielfalt, ein modernes Infozentrum für die zahlreichen Besucher, sowie eine naturnahe Außenanlage mit Spielplatz entstanden.
Die ehemalige Winterstube der Holzer, die als Museumsgebäude dient, stammt aus dem Gleirschtal. Unübersehbar ist das moderne Infozentrum direkt daneben, während der Zwischenraum als Spielplatz und naturnaher Begegnungsraum für Einheimische wie Besucher gestaltet wurde.
An der Planung des Außengeländes war die Volksschule Scharnitz maßgeblich beteiligt, auch die Umsetzung ist in weiten Stücken mit Freiwilligen erfolgt.
Während der Bau der Holzerhütte im Herbst 2017 geschah, wurde das Gesamtgelände im Frühjahr 2018 umgestaltet. Das Naturpark-Infozentrum wurde im Herbst 2019 eröffnet.
Im Hintergrund der Webcam-Aufnahmen ist mittig der Hohe Gleirsch zu erkennen, von dem aus rechts das Gleirschtal abzweigt. Durch die Gleirschklamm wurde damals das Holz getriftet und hier, am ehemaligen Ländsee angelandet.
Museum Holzerhütte
Die historische Holzerhütte, die 1913 im Gleirschtal erbaut wurde und als Winterhütte die Holzarbeiter beherbergte, wurde nun in der Länd in Scharnitz wiedererrichtet und dient künftig den zahlreichen Besuchern in der Region als Museum.
Die Themen erstrecken sich auf die Geschichte und Gegenwart der Holznutzung allgemein, sowie auf das historische Leben der Holzer, die just in dieser Hütte gelebt haben. Schließlich behandelt die moderne Ausstellung auch das komplexe und faszinierende Netz des Lebens in einem naturnahen Wald.
Hier erfahren Sie mehr über das Museum Holzerhütte!
Naturpark-Infozentrum Scharnitz
Die Länd in Scharnitz hat als „Tor zum Karwendel“ auch endlich ein eigenes Infozentrum. Der moderne Holzbau ist dabei klar auf die im Osten sich öffnenden Karwendeltäler ausgerichtet. Das obere Fenster fasst sogar genau den Gipfel des Hohen Gleirsch ins Auge.
Neben einem neuen Info-Büro beheimatet das Infozentrum auch das berühmte Scharnitzer Elchskelett, das der „Pleisen-Toni“ in der Vorderkarhöhle unterhalb der Pleisenspitze fand. Ein detailliertes, aufwändiges Relief bietet schließlich einen guten Überblick über die Bergketten der Umgebung und Inspiration für neue Touren.
Hier erfahren Sie mehr über das Naturpark-Infozentrum!
Natur-Erlebnis-Spielplatz
Der Außenbereich zwischen Museum in Infozentrum ist als Natur-Erlebnis-Raum konzipiert. Durch die naturnahe Begrünung mit ausschließlich heimischen Wildpflanzen, wie sie z.T. auch im Karwendel vorkommen, schaffen wir Lebensraum für unzählige Schmetterlinge, Heuschrecken, Käfer und Wildbienen – die wieder für zahlreiche Vogelarten interessant sind.
Im Duft wilder Blumen und Kräuter und umgeben vom Summen und Singen von Bienen, Heuschrecken und Vögeln können sich Kinder so auf einem Natur-Erlebnis-Spielplatz austoben, während Erwachsene die Ruhe am Teichufer am Fuße eines Blumenwiesen-Hügels genießen.
Hier erfahren Sie mehr über den Natur-Erlebnis-Spielplatz Scharnitz!
Eckdaten zum Interreg-Projekt „Wege des Holzes“
Kurztitel des Projekts: Wege des Holzes
Förderprogramm: INTERREG V-A Österreich-Bayern 2014-2020, Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE)
Lead: Naturpark Karwendel
Projektpartner: Gemeinde Scharnitz, Tourismusverband Seefeld, Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz Bayern, Markus Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee;
Projektzeitraum: Oktober 2016 bis März 2020
Projektumfang: 1,7 Mio €, davon 75% Förderung
Kontakt
Dipl. Geograf Anton Heufelder
Geschäftsführer
Unterer Stadtplatz 19, 6060 Hall in Tirol
T: +43 664 88446225
E: anton.heufelder@karwendel.org
I: www.karwendel.org