Holzwege im Überblick

Erst vor etwa 200 Jahren ging das hölzerne Zeitalter zu Ende, denn erst Mitte des 19. Jahrhunderts gewannen das Metall als Werkstoff und vor allem die Kohle als Energieträger mehr und mehr an Bedeutung. Bis dahin waren die Wälder, ihr Holz und der Transport zum Verbrauch unentbehrlich für fast alle Bereiche des Lebens.

Abnehmer

Bis in das 19 Jahrhundert nahm der Bedarf an Holz ständig zu: Die wachsende Bevölkerung baute und arbeitete mit Holz, zimmerte, schreinerte, heizte, kochte, buk, siedete, schmolz und brannte mit Holz.

Die größten Abnehmer von Holz waren die Städte wie München und Augsburg, Innsbruck und Hall, zum anderen die frühen Industrien, die Glashütten, die Bergwerke, Erzschmelzen und Salinen, in denen Salz gewonnen wurde.

Die Glashütten waren imstande, dem Holz hinterher zu wandern, wenn die Wälder in ihrer Umgebung ausgeplündert waren. So siedelte sich 1731 in Grafenschau der Glasmacher Johann Tritschler an, nachdem er in Mindelheim nicht mehr genügend Holz bekommen konnte.

Die Saline wie etwa in Hall und Bergwerke wie in Schwaz, nutzten zunächst im waldreichen Gebirge die Wälder in ihrer Umgebung, um Stollen auszubauen und zu sichern, das Erz zu schmelzen, die Sole einzudampfen. Dann jedoch musste es für Hall und Schwaz bei steigender Produktion aus immer größerer Entfernung herangeschafft werden.

dampfende Sudpfanne mit Salzkufen im Vordergrund
Bild Nr 4 aus 27 Gouachen des Franz A. v. Waldauf; Salzabgeber zu Hall in Tyroll ca 1800; © Landesmuseum Ferdinandeum; FB_2734-4

Aus wessen Wald?

Der Wald war für die Bauern überlebenswichtig, versorgte er sie doch mit Viehfutter, Dünger, und den vielfältigsten Gaben der Bäume: Früchte, Holz, Harz und Rinde. Die Nutzung regelten sie untereinander in den Markgenossenschaften.

Mit dem Aufkommen der Städte, der Bergwerke und Salinen, die für die Landesherren unverzichtbare Quellen von Einkommen und Macht waren, begann eine mehr oder weniger schleichende Enteignungspolitik und ein dauernder Konflikt. Mit dem sogenannten Berg- oder Waldregal beanspruchten die Landesherren die Wälder für sich und begannen zunehmend das Eigentum der Markgenossenschaften zu Nutzungsrechten herabzustufen. Diese konnten sie dann mit Forstordnungen reglementieren. Sie griffen nicht nur in die Nutzung, sondern sogar in die Art der Verwendung ein, um Sparmaßnahmen durchzusetzen.

Erst im Laufe des 19 Jahrhunderts gestatteten es die politischen Verhältnisse, vor allem in Bayern ab 1804 auch die Enteignung der Kirchenbesitztümer, die Nutzungsrechte der Höfe zu Eigentum oder Genossenschaften umzuwandeln. Gleichzeitig konsolidierten sich auch die Staatswälder.

Waldbereitung im Schwazer Bergbuch; Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum

Vielgestaltiger Transport

Das Holz musste zunächst aus dem Wald gebracht werden. Dieser erste Schritt nennt sich auch „Holzbringung“. Dann erst kam der weitere Ferntransport.

Die Bringung

In ebenen Lagen wurden die Stämme mit Pferden herausgezogen, „gestreift“ wie es heißt.
Im Gebirge wurde das Holz gerollt oder der Länge nach getrieben, in Rinnen, die mehr oder weniger ausgebaut waren zu Loiten oder Riesen, in Bergbächen getriftet, im Winter auf schmalen Wegen auf Schlitten mit oder ohne Vorspann zu Tal gebracht.
All diese Techniken haben eine Jahrhunderte alte Tradition. Schon im Holzmeisterstatut der Saline Hall von 1303 werden die Bauwerke erwähnt, die es für die Trift braucht, die Klausen und Rechen, sowie die Riesen, die zum Treiben auch über erhebliche Entfernungen dienten.

Anfang des 20.Jahrhundert entwickelte man örtliche Seilbahnen, die rein mit der Schwerkraft das Holz zu Tal schickten. Nachdem man anfangs noch mit Raupenfahrzeugen experimentiert hatte, brachten in der 2. Hälfte des Jahrhunderts die Motoren den Schlepper und den Seilkran in den Wald zusammen mit dem Forststraßenbau.

Hornschlitten mit Blöchern 1939; Archiv Willibald

Der Transport

Der Ferntransport fand meist auf den Flüssen statt. Flöße auf Isar und Lech setzten zunächst auf natürlichem Weg den Transport auf den beiden alten Römerstraßen Via Raetia und Via Claudia Augusta über die Alpen fort.
Auf Flüssen wurde getriftet und geflößt, auf dem Lech nach Augsburg, auf der Ammer nach Dachau, auf der Isar nach München, auf dem Inn nach Hall.

Aber auch Saumtiere und Fuhrwerke kamen zum Einsatz, wenn es galt, eine Wasserscheide zu überwinden, Wind und Ruder, wenn es darum ging, Flöße über Seen zu bringen.

Die Eisenbahn läutete um die Wende des 20. Jahrhunderts das Ende der Flößerei ein, ab 1960 übernahm allmählich der LKW.

Ein Floß auf der oberen Isar vor Bergen
Ein Floß auf der oberen Isar 1937; Archiv Landthaler

Ganter und Länden

Der Transport des Holzes war also in früheren Zeiten vielfach, wie man sagt „gebrochen“: Es wurde zum Beispiel erst getrieben, dann getriftet, dann geflößt. Deshalb musste es immer wieder an Stapelplätzen gesammelt werden, an denen später ein anderes Transportmittel zum Einsatz kam. Diese Stapel heißen Ganter, die Plätze also „Ganterplätze“, bei der Flößerei und der Trift auch „Länden“ genannt, wo also das Holz anlandete. Anhand der Ganter konnte dann jeweils die Menge und Qualität des Holzes bestimmt, der Lohn für die Arbeiter, im Falle eines Weiterverkaufs der Preis des Holzes hergeleitet werden.

Auf dem schneebedeckten Boden einer winterlichen Landschaft sind Baumstämme aufgereiht und bieten einen klaren Überblick. Zwei Pferde und eine Person stehen in der Nähe des Zentrums. Bäume und ferne Hügel umrahmen diese ruhigen Holzwege.
Ganterplatz mit Langholzschlitten bei Altenau; Archiv Gemeinde Saulgrub

Die Ströme des Holzes

Die Wege des Holzes waren über viele Jahrhunderte also nicht nur vom Bedarf bestimmt sondern auch wesentlich von den möglichen Transportwegen. Der Ort des Verbrauchs musste sich oft genug nach den Möglichkeiten des Transportes richten, so konnten Städte oder Glashütten nur da entstehen, wo es ausreichend Nachschub gab. Und es erforderte immer größere Anstrengungen der Bergwerke und Salinen ihren Bedarf zu decken, immer weitere Wege und umfassendere Organisation des Transportes. So änderten sich die Ströme des Holzes im Laufe der Jahrhunderte, je nach den technischen, politischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten. Ohne das Aufkommen der fossilen Brennstoffe hätte der Bedarf der frühen Industrien zusammen mit der Bevölkerungsentwicklung die Leistungsfähigkeit der Wälder auf Dauer überstiegen.

Holz blockiert eine Schlucht. Im Fels läuft ein Triftsteig
Triftholz schwimmt im Hauptwasser; Archiv Museum Sixenhof

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