Beim Treiben lässt man die Baumstämme bergab rutschen. Dazu müssen sie mit einem Werkzeug, meist dem Sappie, in Bewegung gebracht bzw. in die richtige Richtung gelenkt werden. Zur Führung des Holzes können zusätzlich Bäume verlegt oder Rinnen gebaut werden, die man Loiten oder Riesen nennt.
Die Vorbereitung
Die Bäume werden möglichst bergauf gefällt, damit das dicke Ende des Stammes nach unten weist. Dieses Ende wird „gespranzt“ das heißt, es wird begradigt und die Kanten abgerundet, einst mit der Axt, heute mit der Motorsäge, damit der Baum sich beim Abwärtsrutschen nicht so leicht verhängt.
(Mit dem Gipfel voraus zu treiben – Graswanger Spitzname „mit dem Vogelgsang“ – erlaubten sich nur Holzer nur in eigenen Wäldern und vorzugsweise bei gefrorenem Boden. Dies sparte ihnen eine Stammlänge, da bergab gefällt werden konnte, und der spitze Gipfel bahnte sich leichter zwischen Stämmen und Stümpfen einen Weg bergab. Allerdings war der Weg schwerer zu berechnen und der Gipfel konnte sich beim Aufprall tief in den Boden bohren, was erst mit dem Gebrauch von Schlepperwinden kein Problem mehr darstellte.)
Nadelholz wird entrindet, außer in Steillagen, Laubholz wird in Rinde getrieben.
Da längeres Holz leichter über Unebenheiten weggleitet, kann es günstig sein, es länger auszuhalten.
Getrieben wird vorzugsweise im Herbst bzw. bei geringer Schneelage, wenn das eingeschlagene Holz den Sommer über getrocknet und leichter ist und wenn der Boden nass ist und die Stämme leichter gleiten. Dies bedeutet, dass die Holzer auch bei schlechtem Wetter arbeiten müssen.


Ein altes Zeugnis
Wie mühselig das Treiben über weite Strecken, über zerklüftete und stufenförmige Berghänge gewesen ist, schildert der ehemalige Knecht und spätere Mathematikprofessor Johann Georg Pränndl um 1800 anschaulich:
„Wird nun der Baum ob (erhalb) einer oder mehrerer solcher Horizontalebenen (am Berg) oder Vertiefungen im Frühjahr gefällt, von der Rinde entblößt, und im Herbst sauber ausgeästet, so jagt man ihn durch die Hilfe der Griffe, welches dicke, mit geisfußähnlichen Schuhen beschlagene Stangen oder Tremel sind, bei feuchtem Wetter, oder auch über Schnee und Eis den Berg hinunter. Natürlich bleibt er bei einer solchen Abstuffung liegen. Man muss also bis dorthin Steige aushauen, um ein Zugvieh hinaufzubringen, welches diesen Baum holt, und ihn wieder an eine Stelle schleppt, von wo aus man ihn wieder weiter zu jagen imstande ist. Dieses hinabtreiben der Bäume über Felsenwände, und das hinaufführen der Zugviehes über die Schrofenpfade, ist allemal, wie leicht zu erachten, mit der Augenscheinlichsten Leib- und Lebensgefahr der Menschen und des Viehes verbunden. Auch werden oft die schönsten Holzstämme zu Schanden gejagt.“
Der Bericht überliefert, wie in abgestuften Berghängen abwechselnd getrieben und mit Zugtieren gestreift wurde.
Werkzeuge
Pränndl beschreibt dabei als Werkzeug die Griffstange bzw. den Griff. Inzwischen wird, um die Stämme in Bewegung zu bringen und zu lenken, ein anderes Werkzeug benutzt, das universal verbreitet ist, und dessen Ausformungen und Namen viele Variationen aufweisen. Der Sappie oder Sapin, Sapine, in Tirol auch Sappel, Zapin genannt. Er wird beim Treiben sowohl als Haken, als auch als Hebel eingesetzt.

Vom “Verlegen” bis zur Riese
Das Treiben kann frei am Hang erfolgen, oder in Rinnen, die bei Bedarf „verlegt“ werden, um das Holz zu führen.
Die Rinnen können auch weiter zu Loiten oder Riesen ausgebaut werden, um lange Strecken zu überwinden und Hindernisse zu überbrücken. Letzteres schont auch das Holz, weil, wie Pränndl dies schildert, beim Sturz über Felsen gerade die besten astfreien Stammstücke zersplittern können.


Literaturverzeichnis
Albrecht, Korbinian (2021): mündliche Mitteilung an Pia Mayer-Gampe
Forstliches Bildungszentrum Laubau (Oktober 2020): Merkblatt Treiben
Malzer, Christian (abgerufen am 2021): Weitere Klosterwälder. TUM, München. Online verfügbar unter https://mediatum.ub.tum.de/doc/1452628/1452628.pdf.