Die Sagen vom Venedigermanndl

Seit spätestens dem 15 Jahrhundert erzählt man sich die Sagen um die Venezianer, Venediger, Erzmännchen, in Süddeutschland Venedigermanndl. In mehr als 70 verschiedenen Bezeichnungen geistern sie durch den deutschen Sprachraum.

Die Venedigermanndl kommen ungesehen durch die Lande, auch getarnt als Hausierer, und suchen auf Bergen und in Quellen und Flüssen nach Erzen, Edelsteinen und Perlen. Sie verstehen sich auf die Schmiedekunst und das Rutengehen, sind bisweilen auch bewandert in Zauberei, sind Herren der Drachen und Schlangen, Besitzer von Zauberspiegeln, die ihnen die Bodenschätze zeigen.

Im Herbst verschwinden sie wieder, beladen mit ihren Schätzen ziehen sie zurück in ihre Heimat Venedig, dem Sinnbild ferner Pracht und unermesslichem Reichtums.

Diese Sagengestalt erzählt vom frühen Bergbau, keinem durchorganisierten Montanbetrieb, sondern einem persönlichen Glücksrittertum verbunden mit sorgsam gehütetem Geheimwissen.

Und sie hat einen ganz konkreten Hintergrund: Das Geheimwissen der Glasbläser von Murano und ihrem Bedarf an Pyrolusit. Dieser Name für Manganoxid bedeutet soviel wie „Feuerwäscher“, und deutet auf seine Hauptverwendung hin: der Reinigung der Glasflüsse. Glas konnte durch verschiedene Zusätze gefärbt werden, schwieriger aber noch war das Entfärben, um statt eisenschüssigem oder grünlichem „Waldglas“ kristallene Brillianz zu erzielen.

Dieser Herstellungsprozess war in Venedig entwickelt worden. Als 1292 alle Glasproduzenten Venedigs auf die Insel Murano verlegt wurden, geschah dies einerseits aus Gründen des Brandschutzes, andererseits auch um die Wahrung des Betriebsgeheimnisses sicherzustellen.

Auf der Suche nach den benötigten Zusatzstoffen wanderten die Prospektoren bis in die deutschen Mittelgebirge, um die Manganknollen zu sammeln. So wurden sie zu Gestalten der Sagen, die allen Geheimnissen der unterirdischen Schätze und der daraus erwachsenden weltlichen Pracht eine Form verliehen.[vc_single_image source=”featured_image”]Seit spätestens dem 15 Jahrhundert erzählt man sich die Sagen um die Venezianer, Venediger, Erzmännchen, in Süddeutschland Venedigermanndl. In mehr als 70 verschiedenen Bezeichnungen geistern sie durch den deutschen Sprachraum.

Die Venedigermanndl kommen ungesehen durch die Lande, auch getarnt als Hausierer, und suchen auf Bergen und in Quellen und Flüssen nach Erzen, Edelsteinen und Perlen. Sie verstehen sich auf die Schmiedekunst und das Rutengehen, sind bisweilen auch bewandert in Zauberei, sind Herren der Drachen und Schlangen, Besitzer von Zauberspiegeln, die ihnen die Bodenschätze zeigen.

Im Herbst verschwinden sie wieder, beladen mit ihren Schätzen ziehen sie zurück in ihre Heimat Venedig, dem Sinnbild ferner Pracht und unermesslichem Reichtums.

Diese Sagengestalt erzählt vom frühen Bergbau, keinem durchorganisierten Montanbetrieb, sondern einem persönlichen Glücksrittertum verbunden mit sorgsam gehütetem Geheimwissen.

Und sie hat einen ganz konkreten Hintergrund: Das Geheimwissen der Glasbläser von Murano und ihrem Bedarf an Pyrolusit. Dieser Name für Manganoxid bedeutet soviel wie „Feuerwäscher“, und deutet auf seine Hauptverwendung hin: der Reinigung der Glasflüsse. Glas konnte durch verschiedene Zusätze gefärbt werden, schwieriger aber noch war das Entfärben, um statt eisenschüssigem oder grünlichem „Waldglas“ kristallene Brillianz zu erzielen.

Dieser Herstellungsprozess war in Venedig entwickelt worden. Als 1292 alle Glasproduzenten Venedigs auf die Insel Murano verlegt wurden, geschah dies einerseits aus Gründen des Brandschutzes, andererseits auch um die Wahrung des Betriebsgeheimnisses sicherzustellen.

Auf der Suche nach den benötigten Zusatzstoffen wanderten die Prospektoren bis in die deutschen Mittelgebirge, um die Manganknollen zu sammeln. So wurden sie zu Gestalten der Sagen, die allen Geheimnissen der unterirdischen Schätze und der daraus erwachsenden weltlichen Pracht eine Form verliehen.Bei Kohlgrub trieb sich eines am Schatzloch am Hörnle unter dem Stierkopf herum und im Außerfern erzählte man sich folgende Sage:

In der Razer Alpe, die nach Reutte gehört, ist eine Quelle, aus der zu einer bestimmten Stunde und Minute pures Gold fließt, und wer diese wüßte, der könnte mit einem Schlag reich werden. Dahin kamen aber auch oftermalen Venedigermännle und holten sich von dem Golde, denn sie kannten genau die Stelle und den rechten Augenblick und brauchten dann nur zu schöpfen. So traf es sich auch einmal, daß von der Alphütte aus zu dieser Zeit zufällig eine Magd zu dem Brünnlein kam, um da Wasser zu holen. Da sah sie an demselben ein kleines Männle mit großem breitkrämpigem Hut; das war kaum tischhoch und war emsig beschäftigt, mit einem kleinen Metzlein aus dem Brünnlein zu schöpfen. Die Dirne (Mädchen) fürchtete sich vor dem sonderbaren fremden Männle und hatte fast nicht das Herz, näher zu treten; allein da sie ohne Wasser nicht in die Hütte zurückkehren durfte, so wagte sie es zuletzt doch und ging näher hin. Da war das Männle gegen sie gar nicht böse, redete sie freundlich an und fragte sie sogar, ob sie nicht auch von dem Dinge da etwas möchte, das es gerade herausgeschöpft habe. “Ei, ja wohl!” Und da gab ihr das Männle einen Brocken davon. Wie sie nun zur Hütte zurückgekehrt war, fand es sich, daß der Brocken reines, lauteres Gold sei, und nun mußte die Magd alles erzählen. Allein das Gold macht gierig und unzufrieden, und so fuhr der Bauer die Dirne wild an und sprach zornig: “O du dummer Teufel! Warum hast du dir nicht mehr davon geben lassen? Gleich gehst du hinaus und holst mehr!” Als aber die Magd wieder zum Brünnlein kam, war das Männle nicht mehr da; das Wässerlein floß wie immer, und nirgend war irgend eine Spur von Gold mehr vorhanden.Literaturverzeichnis

Malzer Christian: Zwischen Mythos und Moderne – Die Ettaler Klosterwälder und ihre Nutzung. In: Klaus Pukall (Hg.): Die Ettaler Klosterwälder im Wandel der Geschichte. Geschichte Gestalten Geschichte: Ettaler Manndl, S. 176–463.

Reiser Karl August (1895): Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus: Kösel.

http://minifossi.pcom.de/Venediger-Venedigersagen-Venedigermandl-legendaere-Mineralien-Gold-Prospektoren.html

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