Das hölzerne Zeitalter“ ist erst vor etwa 200 Jahren zu Ende gegangen.
Bis dahin stellte Holz nicht nur den Werkstoff für den Großteil der Dinge des täglichen Bedarfs, sondern auch fast ausschließlich den Brennstoff für Haushalt, Handwerk und Gewerbe, sei es als Scheitholz oder als Holzkohle.
Doch auch über das reine Holz hinaus, lieferte der Wald und seine Bäume wichtige Ressourcen, etwa Harz und Rinde, die für Gewerbe notwendig waren.
Holz als Werkstoff
Das Holz war der Werkstoff der Wahl, wenn es darum ging, Häuser zu bauen. Nur langsam setzte sich in geschlossenen Ortschaften die Steinbauweise durch, vor allem wegen der Brandgefahr. Aber zumindest für die Dachstühle, Türen und Fenster blieb das Holz unentbehrlich.
In einem Bauernhof gab es vor 200 Jahren weniger Metall als ein Auto enthält. Die Liste der Metallgegenstände ist kurz: Werkzeuge und Messer, Nägel, Kessel und Pfannen, Egge und Pflug waren aus Metall, Schlösser und Scharniere, Hufeisen, Bissstangen der Zügel und einige Schnallen. Fässer wurden durch Metallreifen zusammengehalten, ebenso die Wagenräder, die lediglich an der Nabe verstärkt und außen mit Eisen beschlagen waren.
Es waren nur die Schmiede, die das Metall bearbeiten konnten, während die Mehrzahl der Handwerksberufe hauptsächlich mit Holz gestalteten oder Holz zur Feuerung brauchten. Kunststoffe gab es keine. Daher ist die Liste der Holzverwendungen endlos und notgedrungen unvollständig
Vielfalt der Verwendung
Weidenzweige wurden zu Körben und Zäunen geflochten, Äste, Stangen und schwaches Stammholz wurden für Zäune, Werkzeugstiele, Leitern und Latten gebraucht, Stammholz von den Zimmerern zum Bau verwendet, Holz wurde zu Schindeln gespalten, zu Röhren ausgehöhlt, vom Wagner zu Wagen, Karren, Rädern, Deichseln und Schlitten verarbeitet; die Schäffler benötigten Holz für Fässer Zuber und Holzkübel, die Kistler verfertigten damit Fenster, Türen, Möbel, die Drechsler drehten es zu Schüsseln, Spindeln, Tisch- und Stuhlbeinen, es gab Holzschuhe und Schuhsohlen aus Holz, ja sogar Seile aus Holz, die Wieden, die in der Flößerei Verwendung fanden.
Wie vielseitig und angepasst die Holzverwendung war, zeigt das Taxbüchel des Waldamtes im Wienerwald von 1671, in dem 76 verschiedene Holzsortimente gelistet sind.




In Mittenwald verfertigte man seit dem 17 Jahrhundert Geigen, von Oberammergau wissen wir von Schriftzeugnissen seit Anfang des 16. Jahrhunderts, dass die Schnitzerei ausgeübt wurde und die Händler die kleinen Kunstwerke auf hölzernen Kraxen in die Welt trugen.
Auch vom Baum: Harz und Rinde
Baumharz wurde von harzreichen Nadelbäumen wie Kiefer und Lärche gewonnen, aber auch Fichten wurden von den sogenannten „Pechlern“ oder „Pechern“ angezapft. Dies wurde in Tirol auch „Lörgatbohren“ genannt.
Die Endprodukte der Harzverarbeitung reichten vom Dichtungsmittel bis zur Heilsalbe.
Rinde lieferte für die Gerberei unentbehrliche Gerbstoffe.
Holz als Brennstoff
Der größte Anteil des geernteten Holzes wurde verbrannt, entweder direkt oder als Holzkohle. Neben Menschen, Tieren und Wasserkraft der Mühlen und Windkraft der Segel war es die entscheidende Energiequelle.
Die Feuerung mit fossiler Kohle setzte sich erst im Laufe des 19. Jahrhunderts langsam durch, ausgehend vom waldarmen England und war auch nicht für alle Zwecke geeignet.
Brennholz
Neben den privaten Haushalten, die mit Holz ihre Küchen, Waschküchen, Back- und Zimmeröfen betrieben, brauchten eine Vielzahl von Gewerben ebenfalls Brennholz.
Die Sennen beim Käsen, die Bäcker und Metzger, die Bierbrauer brauchten Feuerung. Dazu kamen die Töpfereien, Ziegelbrennereien und die Kalköfen.
Die Wasserstraßen waren demnach nicht nur wegen der Mühlen, sondern auch wegen des Holzes die Adern der Energie, und manche Holzverbraucher siedelten deshalb an ihren Ufern.
Die Ziegel und der aus Kalkstein gebrannte Branntkalk waren für den Bau der Städte unentbehrlich. Beispielsweise blühte in Tölz die Kalkbrennerei, weil dort viel Kalkstein zu finden war. Der Branntkalk wurde in Fässern auf den Flößen nach München transportiert.
Im Jahre 1473 brauchten die Ziegelmeister innerhalb Münchens 212 Flöße, 1494 sind allein 122 Flöße für den Kalkbrand in München verbraucht worden.
Brennholz kam auch durch Triften nach München. Im 17. Und 18. Jahrhundert stammte es größtenteils aus den Wechselwaldungen an Riß und Dürrach. Noch 1857 kamen durch das Triften nun über die Ammer 16000 Klafter im Jahr in den Münchener Holzhof, das sind etwa 48000 rm.
Holzkohle
Brauchte man für Arbeiten, die hohe Temperaturen benötigten, vor allem für die Erzschmelzen und Schmiede. Auch die Münze in Hall benötigte große Mengen. Für die Herstellung von Schwarzpulver in den Pulvermühlen war Holzkohle unentbehrlich.
Die Köhler errichteten ihre Kohlenmeiler häufig nah am Wald, weil die Kohle 75% leichter ist als das Holz, aus dem es gemacht ist, und sich daher einfacher transportieren lässt. So brachte man beispielsweise die Kohle im Sommer mit Fuhrwerken von Achenkirch auf der Straße, im Winter über den zugefrorenen Achensee in Richtung der Sensenschmiede in Jenbach und zum Bergwerk in Schwaz.
In den Karwedeltälern brannten die Meiler für die Versorgung der Schmiede der Saline, im Voldertal die Meiler, die die Münze Hall versorgten.
Kohlenmeiler und Köhler fanden sich im ganzen Gebirgsraum, viele Ortsnamen erinnern an sie.
Holzvergasung
Nach dem ersten Weltkrieg bis in die Nachkriegszeit wurde wegen des Benzinmangels Holz verwendet, um Verbrennungsmotoren zu betreiben. Bis in die frühen 1950er Jahre gab es Kleinlastwagen, die mit Buchenholz betrieben wurden.
Im Prinzip ist ein Holzvergaser ein winziger Kohlenmeiler, in dem Holz verkohlt und das freiwerdende Holzgas aufgefangen und genutzt wird. Dabei können 3kg Buchenholz 1l Benzin ersetzen.
Die frühen Industrien
Neben dem allgemeinen Bevölkerungswachstum und dem hohen Verbrauch der Städte wie Augsburg, München und Innsbruck, waren es vor allem seit dem 14. Jahrhundert die frühen Industrien, die den Holzverbrauch stetig erhöhten.
Das Holz brauchten:
- Glashütten zum Schmelzen des Glases und für die Pottasche, die der Schmelze beigegeben wurde.
- Bergwerke für den Ausbau der Stollen und den Betrieb der Erzschmelzen
- Salinen für den Grubenausbau, die Soleleitungen, das Eindampfen der Sole, die Kufen und Fässer, in denen das Salz getrocknet bzw. transportiert wurde.
Die Glashütten wanderten dem Holz nach in waldreiche Gegenden. So gründeten sie sich in Grafenaschau und Hall.
Bergwerke und Salinen befanden sich meist ohnehin in bewaldeten Gebirgen, die Wälder in ihrer Nähe waren jedoch bald erschöpft. Nicht nur aus dem Einzugsgebiet des oberen Inns und dem Gleirsch- und Samertal lieferten die Wälder Holz zur Saline Hall, im 18. Jahrhundert wurde der ganze Raum vom Außerfern bis in die Ammerwaldungen des Klosters Ettal und die südlichen Karwendeltäler von der Saline beansprucht.
Das Silberbergwerk in Schwaz bezog sein Holz aus dem Achenseegebiet und dem Brandenberger Tal
Metall und Salz waren wichtige Ressourcen staatlicher Einnahmen. Deshalb sicherten sich die Herrscher mit dem sogenannten „Bergregal“ (Regal als Ausdruck königlichen Rechts) die Zugriffsrechte auf sowohl die Bodenschätze als auch die Wälder, ohne die sie diese nicht gewinnen konnten. Im Schatten dieses Bergregals entwickelte sich die Forstwirtschaft als obrigkeitliche Sicherung der nachhaltigen Versorgung mit Holz.