Am Ende einer Triftstrecke musste das Holz aufgefangen und aus dem Wasser gezogen werden. Im einfachsten Fall, bei einem relativ ruhigen Gewässer und weniger Stämmen, hielten Verlegbäume das Holz auf. Meist aber fingen Rechen die schwimmenden Blöcher.
Die Rechen waren der Größe des Flusses angepasst. Sie reichten von kleinen Anlagen bis zu massiven Konstruktionen in Hall, Fall und München.



Organisation am Rechen
Am Rechen wurden die Stämme mit Trifthaken in Trift- bzw. Ländkanäle zu einem Ländsee geleitet, schon im Wasser vorsortiert und an Land gezogen oder mit Rössern „ausgemähnt“ wie es an der Isar hieß.




Bauweise
Aus Scharnitz am Oberlauf der Isar sind uns einige Details überliefert: Der Rechen bestand aus starken Lärchenholzstämmen. Diese „Steftn“ waren unten zugespitzt und mit Eisen beschlagen. Sie wurden mit einer Pfahlramme, der „Steftnkatz“, in den Bachgrund geschlagen, wozu neun Männer notwendig waren. Sie hoben den Rammzylinder im Takt eines Arbeitsliedes.Dass die Bauweise der Rechen über Jahrhunderte entwickelt war, zeigt die Konstruktion des Rattenberger Rechens, an dem Anfang des 17. Jahrhunderts neun Arbeiter mit einem „Schlagwerk“ die „Jöcher“ in den Flußgrund versenkten.In Rattenberg kam das Holz aus dem Einzugsgebiet des Brandenberger Tals an, das zur Versorgung der Erzschmelze in Brixlegg benötigt wurde. Bis zum Bruch des Rechens 1584 trieb man die Lärchenstämme etwa 4-6 Schuh (1,2-1,6 m) in den Grund, später bis zu 14 Schuh. Zusätzlich stabilisierte man den Rechen, indem man seine Verankerung als Steinkasten gestaltete und entsprechend beschwerte. Uber die senkrechten Jöcher wurden Querlatten genagelt, an denen die Rechenzähne die „Spindelbäume“ befestigt wurden.
Wie gefährdet diese Bauwerke bei Unwettern und Klausbrüchen waren bezeugt der folgende Bericht über den Bruch des Rattenberger Rechens:

Der Bruch des Rattenberger Rechens
Über den Bruch des Rechens 1584 ist einiger Schriftverkehr überliefert:
Das bei Regen schon mittags am Rechen anlandende Holz war nicht entfernt worden. Als dann wegen des Unwetters im Brandenberger Tal an den Zuflüssen zwei Klausen geöffnet werden mussten, um einen Klausbruch zu vermeiden, kam um vier Uhr nachmittags ein hoher Wasserschwall samt Baumstämmen am Rechen an. Das Holz verlegte den ganzen Rechen, so dass das Wasser seitlich ausbrach und Anwohner ihre Häuser verlassen mussten. Die hektische Arbeit des Holzmeisters und seiner Mannschaft konnte nicht verhindern, dass der Rechen auf „fünf pamblenng“ brach und etwa 25000 Haller Span, also über 6000 fm Holz mit sich riss.
Im Oberlauf blieben 150 000 Stämme hinter Klausen liegen, so dass der Rechen schnellstmöglich ausgebessert werden musste, wenn nicht die gesamte Holzversorgung der Schmelzhütte Brixlegg in Gefahr geraten sollte.
Noch während der Reparatur kam es zu einem weiteren Unwetter und einem Klausbruch. In höchster Not zog und hackte man die Spindelbäume weg und ließ die Welle mitsamt dem Holz durch, um einen neuen Bruch des Rechens zu vermeiden. Diese Entscheidung trafen die Fürgedinger, der Hüttverwalter und andere, während der zuständige Holzmeister krank und weinend in seinem Bett lag.
Rechen in Bayern und Tirol
Im Prinzip stand am Ende jeder Triftstrecke ein Rechen oder waren Verlegbäume angebracht. Hier werden aber nur solche Rechen aufgezählt, die in der Literatur oder auf Karten verzeichnet sind.
Der erste Rechen an der Isar befand sich in Scharnitz, wo das Holz aus der oberen Isar und dem Karwendel und dem Gleirschbach ankam.
Der nächste Rechen entlang der Strecke war sicher in Fall, wo das Holz aus der Dürrach ausgekämmt wurde. Es sind auch Triften aus dem Rißbach überliefert, also dürfte es möglicherweise auch dort einen Techen gegeben haben.
Der letzte große Rechen an der Isar stand bis 1871 an der Praterinsel München.


Bis zum Ende der Trift auf der Ammer hatte auch Weilheim einen Rechen und an der Amper an Dachauer Holzgarten war einer.
In den Uraufnahmeblättern Bayerns findet sich ein Rechen bei Benediktbeuern, wo er der Glashütte gedient haben dürfte.
In Weißenbach fischte ein großer Rechen das Holz aus dem oberen Lech und von dort führte die Hirnstraße in Richtung des Fernpasses.
Der große Rechen in Hall versperrte bis 1860 den Inn für die Schifffahrt.
Literaturverzeichnis
Heiß Sieglinde: Von Holzerhütten, Trift und “Länd” in Scharnitz. In: Tiroler Chronist 1989, S. 20–30.
Pamer Tobias; Neuhauser Georg; Maier Andreas (2021): Die Trift aus dem Brandenbergertal und die Bedeutung der Georessource Holz für die landesfürstliche Schmelzhütte Brixlegg (Tiroler Unterinntal) im 16. Jahrhundert. In: Der Anschnitt 73, S. 250–268.
Wilhelm, Andreas; Heigl, Martin (2021): Das Halbammergebiet und seine Geschichte. Altenau.
