Trift

Holz frei und ungebunden die Bäche und Flüsse hinunterschwimmen zu lassen, ist eine naheliegende Art des Transportes. Sie wurde auf Bächen und Flüssen bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts genutzt, und war vorzugsweise für kurzes Stamm- oder Scheitholz, also meist Brennholz geeignet.

Holz wurde auf dem Lech bis Augburg im 16. Jahrhundert, der Isar bis München noch 1870 getriftet, auf Ammer und Amper bis Dachau 1857 und bis Weilheim 1946, und auf dem Inn nach Hall bis 1860.
Die Trift auf Bergbächen aber ging noch bis in die 1950er Jahre vor sich, bis die Erschließung mit Forststraßen vorangetrieben wurde.

Historische Karte mit Flusssystemen, Städten und Trifttransportwegen um München, Deutschland, mit Symbolen, die Wasserwege und Transportarten anzeigen. Die Beschriftung umfasst Städte wie Garmisch und Hausham.
Flöß- und triftbare Bäche um die Mitte des 19.Jhds; Ausschnitt aus der Beilage 32, Bayerische Ministerialforstabteilung: Die Forstverwaltung Bayerns, 1932

Die Vorbereitungen

Es bedurfte trotz des einfachen Prinzips viel Erfahrung, Vorbereitung, Organisation und harte Arbeit. Das begann an den Bergbächen: Die Bachläufe und Schluchten wurden vorbereitet, hineingefallene Bäume entfernt, Triftsteige gebaut, bisweilen Felsen gesprengt. Meist mussten Stauwerke, sogenannte Klausen errichtet werden, und am Ende der Triftstrecke brauchte es einen Auffangrechen.Ging die Trift aus dem Gebirge hinaus, die Flüsse hinunter, so musste man im Vorfeld die Uferverbauungen, (die Wuhren oder Archen), prüfen und die Einlässe und Wehre der Mühlen sichern. Dennoch waren die Schäden Ufern und Grundstücken erheblich: Holzverhau konnte den Fluss stauen und das Wasser mit Geschiebe die Ufer überfluten. Auch musste in der Zeit die Flößerei mit gebundenen Flößen ruhen, da es unmöglich war, die Flöße inmitten der treibenden Stämme zu steuern.Wenn die Wasserläufe während der Schneeschmelze genügend Wasser führten, wie der Karwendelbach, konnte das Holz mit Selbstwasser „geschwemmt“ werden. Ansonsten brauchte es eine künstliche Flutwelle. Deshalb wurde hinter Klausen das Wasser angestaut.

Schwarz-Weiß-Foto von auf dem Wasser treibenden Triftstämmen in der Nähe einer Holzhütte, mit dichtem Wald im Hintergrund.
Klaushof im Gleirschtal mit Niedrigwasser; Ortschronik Scharnitz, www.scharnitz.eu
Ein Fluss mit Trift und Baumstämmen, die auf dem Wasser treiben, umgeben von dichtem Wald und einer kleinen Holzhütte am Flussufer.
gefüllter Klaushof mit alter “Klausenhüttn”; Ortschronik Scharnitz, www.scharnitz.eu

Das zu triftende Holz musste trocken und schwimmfähig sein. Es wurde in den Stausee getrieben bzw. die im Vorjahr aufgerichteten Ganter ins Rollen gebracht, so dass die Stämme im See landeten. Die Stützen der Ganter wegzuschlagen war eine gefährliche Aktion. Auch unterhalb der Klause konnte Holz ins Bachbett eingebracht werden.

Ein großer Stapel Trift-Stämme ist chaotisch am Flussufer aufgestapelt, wobei einige Stämme ins Wasser ragen.
Treiben der Stämme zur Trift; Archiv Musum Sixenhof
Ein Schwarz-Weiß-Foto zeigt Stapel von gefällten Baumstämmen und verstreutes Holz in der Nähe des Waldrandes von Trift, während sich im Hintergrund die Berge erheben.
Ganter werden in den Stausee gerollt; Hans Lutz, Archiv Museum Sixenhof

Die Trift

Wenn genügend Wasser im Stausee war, wurde das Holz zunächst über den oberen Durchlass ausgelassen, so dass es unterhalb der Klause landete. Das „Vorwasser“ ließ den Bach anschwellen und die Stämme ins Schwimmen kommen.

Eine Gruppe von Menschen steht auf einer Holzkonstruktion über dem fließenden Fluss Trift, umgeben von Baumstämmen und einer bewaldeten Landschaft im Hintergrund.
Vorwasser der Bächentalklause 1925; Archiv Museum Sixenhof
Schwarz-Weiß-Foto von Wasser, das aus dem hölzernen Trift-Damm mit einem Gebäude auf der Spitze vor einem bewaldeten Hügel sprudelt.
Hauptwasser der Erzherzog-Johann-Klause um 1890; Verlag Edition Tirol/ Reiter

Wenn die Klause dann „geschlagen“, also mit einem Schlag geöffnet wurden, rauschte das Holz mit der Flutwelle des „Hauptwassers“ zu Tal.Dabei konnte sich das Holz in Schluchten „verklausen“ also selbst einen Stau, einen sogenannten „Fuchs“ bilden. Diesen Fuchs wieder aufzulösen, drängte die Zeit, denn die Flut würde ja bald vorbei sein. Wo kein Triftsteig durch die Schlucht lief, wurden die Trifter von oben an den Fuchs hinuntergeseilt. Vorzugsweise Unverheiratete übernahmen diese lebensgefährliche Aufgabe. In späteren Jahren kam auch Sprengstoff zum Einsatz.

Ein reißender Fluss, der zahlreiche Baumstämme und Geröll, das so genannte Trift, durch eine enge, felsige und von Bäumen umgebene Schlucht trägt.
Triftholz schwimmt im Hauptwasser; Archiv Museum Sixenhof
Die Stämme sind zwischen steilen Felsen in einer engen Flussschlucht eingeklemmt, die an die dramatischen Landschaften rund um die Trift erinnert, wobei das Wasser das Holz umspült.
Verklausung bzw. Fuchs in einer Schlucht, oben Triftersteig; Archiv Museum Sixenhof

Die Trifter trugen einen Grieshaken mit sich und Steigeisen an den Schuhsohlen, um auf den nassen Baumstämmen den Halt nicht zu verlieren. Auch im Wasser stehend machten sie angelandete Stämme wieder flott.Es mussten auch die Flutwellen mehrerer Klausen koordiniert werden, wie etwa an der Dürrach, die Klausen der Seitenbäche, Kotzenbach, Krottenbach, Mossenbach und Edelbach.

Sechs Personen stehen in einem flachen, schnell fließenden Fluss und versuchen, mit langen Stöcken um die Trift herum zu navigieren, wobei Baumstämme und Geröll im Wasser und am Ufer sichtbar sind.
Nachtrift im reissenden Bach; Archiv Museum Sixenhof

Die Nachtrift

Während der sogenannten Nachtrift musste dem Holz hinterhergegangen und nach und nach alle angelandeten Stämme wieder ins Wasser gebracht und versunkenes Holz herausgefischt werden.
Auf Flüssen kamen bei der Nachtrift streckenweise Triftschiffe zum Einsatz, die zur Bergung des Senkholzes, also der untergegangenen Stücke, genutzt wurden.

Trotz der Nachtrift gingen beispielsweise auf Ammer und Amper etwa 10-12% des Holzes verloren.

Zwei Personen stehen auf Triftstämmen in einem Fluss und benutzen Stangen, um sich im Wasser zu bewegen; im Hintergrund sind Bäume und Wald zu sehen.
Nachtrift; Foto Hans Lutz, Archiv Museum Sixenhof
Drei Personen arbeiten mit Baumstämmen in einem Fluss an der Trift, mit Bergen und Bäumen im Hintergrund unter einem bewölkten Himmel.
Stämme werden flottgemacht; Archiv Museum Sixenhof

Die Ammertrift verlief 1825 laut Trifttagebuch des Försters aus Ettal vom 7. April bis 30.Juni, also mehr als 2 Monate. Das Holz wurde sowohl am Ettaler Holzgarten als auch von Setzplätzen im Halbammergebiet eingeworfen. Die Mannschaften hatten bei der Nachtrift sowohl mit Niedrigwasser als auch Schlechtwetter und Hochwasser zu kämpfen. Immer mehr Arbeiter fielen aus vor allem wegen wunden Füßen, die sich in den nassen Schuhen und Stiefeln aufrieben. Erst Ende Juni erreichte man den Ammersee.

Seen als Hindernisse

Eine besondere Herausforderung war es, Holz über die Seen zu bringen. Sowohl auf dem Walchen- als auch auf dem Kochelsee wurden das Holz zu diesem Zweck zu sogenannten Schären oder Scheeren zusammengefasst. Dies war im einfachsten Fall eine Kette von Stämmen, die man um das Holz zog und dann das Ganze im Schlepptau hinüberruderte.

Die mündliche Überlieferung erzählt am Ammersee vom Schleppen durch einen Dampfer und vom Ochsenzug am Westufer.Gesichert ist, dass am Ammersee ab 1804 die Scheeren aufwendig als eine Art riesiger segelfähiger Floßrahmen gestaltet wurden. Diese waren an die 250 m lang (750 Fuß) und transportierten fest ineinander gestopfte Scheiter von einem Volumen von bis zu 1200 Klafter (3500 fm) .
Auch auf dem See gab es eine Nachtrift auf Booten, und Senkerfischer“ holten verlorenes Holz zusammen und richteten es am Ufer auf.

Schwarz-Weiß-Luftaufnahme des Küstengebiets von Trift mit Wasser, Uferlinie, Docks, Straßen, verstreuten Gebäuden und Booten mit sichtbaren Wellen im Wasser.
Luftbild um ca 1920, Kochelsee bei Schlehdorf, links im Bild eine Schäre, die Verästelungen im See sind Bildfehler; Bay. Luftbildgesellschaft, Archiv Gemeinde Kochel

Endstation Rechen

Die Zwischen- oder Endstation der Trift war ein Triftrechen, an dem das Holz aufgefangen wurde, in Triftkänale ausgeleitet und sortiert, an Land gezogen und an den Länden aufgegantert werden konnte.
Wenn das Herausziehen mithilfe von Pferden geschah, nannte man es “ausmähnen”.

Je weiter die Erschließung mit der Eisenbahn vonstatten ging, desto mehr zogen sich die Triftstrecken ins Gebirge zurück, wo sie bis in die 1950er Jahre weiterhin abgelegene Waldgebiete erschlossen. Weil aber das Holz bei diesem rabiaten Transport beschädigt wird und bis zu 15% verlorenging, trieb man die Erschließung mit Forststraßen und Waldeisenbahnen voran.

Zwei Arbeiter stehen zwischen schwimmenden Baumstämmen an der Trift, während die Stämme diagonal auf einer Holzkonstruktion im Hintergrund angeordnet sind.
Rechen im Zillertal; © Verlag Edition Tirol / Aschenwald

Die Flüsse

Da die Trift nicht nur Holzverlust bedeutete, sondern vor allem auch für die Uferbauten und Brücken eine Gefahr war, wurde sie früher eingestellt als die Flößerei. Doch bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde auf allen Flüssen getriftet.

Trift auf der Isar

Der erste Triftrechen der Isar befand sich in Scharnitz. Dort wurde das Holz aus dem Karwendel abgefischt und verteilt: Entweder es wurde weiter Isarabwärts geflößt oder per Fuhrwerk auf der Hirnstraße Richtung Zirl bzw. Hall verfrachtet.
Wie stark schon in Scharnitz die Preise vom Münchener Markt bestimmt waren, zeigt sich angesichts des Holztausches von 1785: Ettal vergab den Einschlag im hinteren Ammerwald an die Gebrüder Hirn, unter der Auflage, dass genauso viel Holz aus dem Karwendel nach München verflößt würde. Dieses Geschäft lohnt sich für die Haller Saline nur, weil das Holz im weit abgelegenen Ammerwald so viel billiger zu haben war.

Schwarz-Weiß-Foto einer Person, die auf der Triftbrücke steht, umgeben von Bäumen, Häusern und einem majestätischen Berg im Hintergrund.
Am Rechen in Scharnitz; Ortschronik Scharnitz, www.scharnitz.eu

Herzog Wilhelm V. erließ 1584 den Untertanen in der Umgebung der Hauptstadt aus der Pflicht, das Brennholz für die Hofhaltung und die Landesstellen zu liefern und verfügte dieses Holz aus aus den Kameral-Waldungen an der oberen Isar südlich von Fall heranzuführen. An der Praterinsel gab es bereits einen sogenannten Abrechen, der wegen der Schifffahrt und für die Wasserversorgung der Münchener Mühlen errichtet war. Er wurde zu dem Zweck umgestaltet und die erste Trift fand 1589 statt.

Historische Schwarz-Weiß-Karte, die den Stadtgrundriss mit Straßen, Flüssen und beschrifteten Gebieten wie Bogenhausen, Au, Trift und Engl. Garten zeigt. Gebäude und Befestigungen sind im Detail dargestellt.
Aus Adrian von Riedl, Strom-Atlas von Baiern, Isar Blatt II, 1806-1808; Bayerische Staatsbibliothek CC By-NC-SA 4.0

Unter Kurfürst Maximilian I wurden Anfang des 17. Jahrhunderts der Rechen verbessert und der „Holzgarten“ angelegt. Der „Wechselwaldkontrakt“ mit Tirol erschloss weitere Holzvorräte südlich von Fall, an der Riß und der Dürrach.

Gängiges Maß der Trift war der „Tölzer Prügel“, der 7 Fuß, also ca 3,5m lang war.
Getriftet wurde in Zeiten hohen Wasserstandes von Juli bis September. Es gab erhebliche Schäden an den Ufern und Anlagen. Beim Hochwasser 1813 ging eine ganze Trift verloren und die Isarbrücke wurde zerstört (Es war dasselbe Jahr, in dem im Ammersee die Schären vom Sturm zerschlagen wurden). Deshalb wurde die Frühjahrstrift verfügt und die Scheiterlänge halbiert. Im Jahr 1857 betrug die Holzmenge noch 16000 Klafter.

Drei Personen stehen im flachen Wasser und manövrieren große Stämme mit Stangen während einer traditionellen Trift in der Nähe eines bewaldeten Flussufers.
Nachtrift in der Isar 1937; Archiv Gemeinde Scharnitz; www.scharnitz.eu

Da sich die Kohlefeuerung weiter durchsetzte und gleichzeitig die Nachteile der Trift auf der Hand lagen, wurde die Trift nach München 1870 eingestellt. – Es ist anzunehmen, dass die Flößerei, die zu dem Zeitpunkt in München in ihrer Hochblüte stand, auch Brennholz als Oblast übernahm, da sie ja nun auch nicht mehr zu Triftzeiten ruhen musste.

Jedoch wurde weiterhin im Oberlauf und an den Zuflüssen der Isar getriftet, nach Scharnitz, von Vorderiß und sogar aus dem Tiroler Hinterriß. Das gewaltige Klausensystem an der Dürrach und ihren Zuflüssen wurde weiter betrieben. Der entsprechende Rechen für die Dürrach lag bei Fall.

Schwarz-Weiß-Foto von neun Männern, die auf schwimmenden Baumstämmen während einer Trift in einem Fluss stehen, mit bewaldeten Hügeln im Hintergrund. Der Text lautet: "Trift in Hinterriss Tirol 1929.
Trift in Hinterriß 1929; Archiv Anton Mair; Ortschronik Scharnitz

Ab 1900 wurde aus den bayerischen Wäldern wegen der Schäden nur mehr in den Zuflüssen der Isar getriftet, unter anderem auch kurzes Papierholz für die Papierfabrik in Fleck bis in die Jachenau. Dort wurde das Holz durch einen Triftverhang ans Ostufer zum Ganterplatz geleitet.

Trift auf der Loisach und den Zuflüssen Ramsach und Lindach

1821 ging nach der Säkularisation und der Einverleibung der Grafschaft Werdenfels erstmals eine Scheitertrift auf der Loisach nach München. Mit dieser neuen Holzquelle erübrigte sich der Wechselwaldvertrag, der nicht mehr erneuert wurde.

Diese Trift kam mit dem Ende der Isartrift zum Erliegen. Im Oberlauf der Loisach und ihren Zuflüssen wurden Stämme jedoch weiterhin zu Sägemühlen und anderen Holzverarbeitern geschwemmt.

Trift auf dem Lech

Ab dem 16, Jahrhundert kaufte die Stadt Augsburg Wälder in Tirol, um ihren Holzbedarf über den Lech zu decken. Ab 1549 fanden Großtriften über die 175 km lange Strecke statt. Diese Holzmassen verursachte enorme Schäden an Ufern und Grundstücken. Abgesehen davon, dass die wichtige Flößerei auf einen langen Zeitraum hin nicht stattfinden konnte, stand auch manche Mühle still und die Fischerei lag darnieder.Die Man versuchte die fälligen Streitereien bei Lechbereitungen zu klären. 1568 wurden 350000 Stämme bei Stanzach und Namlos in den Lech geworfen. Die folgenden Beschwerden und Schadenersatzforderungen waren so massiv, dass man die Trift nach Augsburg 1570 einstellte und die Beförderung des Brennholzes den Flößern überließ.

Antike topographische Karte in deutscher Sprache mit Flüssen, Wäldern wie "Hinterhornberg Wald" und Geländemerkmalen, die mit Namen wie "Lienz Fluss" und "Trift" beschriftet sind.
Der Rechen und die Holzschwemme bei Rieden am Lech; 3. Landesaufnahme 1870-1887; Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen, Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen, Gestattung ã BEV 2022, N 2022/105707

Am Oberlauf wurde jedoch weiterhin getriftet. Im 18. Jahrhundert wurde am Rechen in Weißenbach bzw. Rieden angelandetes Holz von den Holzkonzessionären der Saline Hall, den Gebrüdern Hirn, auf der von ihnen um ca 1765 Richtung Nordost eigens angelegten Hirnstraße durch den Klausenwald auf den Fernpass und über eine 14km lange Riese an den Inn gebracht. Eine nahe der Lände errichtete Unterkunft für Holzarbeiter und Zugtiere heißt bis heute „Hirehäusle“.

Trift auf Ammer und Amper

Die erste Trift auf der Amper veranstaltete das Kloster Rottenbuch, dessen Wälder von einem großen Windwurf betroffen waren, im Jahre 1757. Schon 1765 beschloss die Regierung, dass diese Versorgung der Hauptstadt über Dachau in staatlichem Interesse sei, richtete dort einen Holzhof ein und betrieb ab 1767 die Trift auf der Gesamtstrecke. Jährlich wurden zwischen 3000 und 6000 Klafter getriftet, was jedoch nicht immer wirtschaftlich möglich war. Ab 1803 wurde die Trift durch den Bau der Schären im Ammersee beschleunigt.

Antike Karte, die die Stadt Dachau mit Flüssen, Straßen, Feldern, Triftwäldern und Umgebung zeigt. Die Sehenswürdigkeiten sind klar beschriftet und mit komplizierten topografischen Details versehen.
Aus: Adrian von Riedl; Strom-Atlas von Baiern, Ammerfluss 1806-1808; Bayerische staatsbibliothek CC BY-NC-SA 4.0

Ab 1822 konnte ein großer Teil des Ettaler Holzes über eine Riese vom Holzhof Ettal nach Oberau hinuntergeschickt und auf der Loisach getriftet werden. Deshalb wurden nur mehr alle 3 Jahre das Holz aus den Halbammerwaldungen mit Zuschüssen aus Wies, Peiting und Peißenberg auf dem Ammersee zu zwei Schären zu je 3000 Klafter zusammengefasst. Das Triftholz bestand aus 97% Fichte und 3% Buche.
Die letzte Schäre fuhr 1857 über den Ammersee. Trotz des Bemühens des Marktes Dachau, die Trift weiter durchzuführen, kamen die Schären nie wieder zum Einsatz. Mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie 1866 nach Weilheim kam die Trift nach Dachau zum Erliegen.

Ein Fluss fließt neben einem felsigen Triftufer mit Bäumen und Klippen im Hintergrund; im Vordergrund ist ein kleiner belaubter Zweig zu sehen.
An der Scheibum mit Einschnitt des alten Triftsteigs; CC0
Historisches Schwarz-Weiß-Foto von mehreren Männern, die im flachen Wasser stehen und Baumstämme mit Stangen während eines Trifts oder einer Baumstammfahrt manövrieren. Die Stämme treiben in einem Fluss mit felsigen Ufern und einer Holzbrücke darüber.
Trifter an der Ammer-Sperre in Scheibum; Archiv Stadler Siegfried

Das Holz wurde bisweilen in Etappen getriftet. Auf der Ammer gibt es in der sogenannten Scheibum eine natürliche Engstelle, wo bisweilen ein Triftrechen angelegt wurde oder quergelegte Stämme das Holz aufhalten konnten. So fand 1883 eine Blockholztrift statt, und erst wenn die Schneidbäume die Scheibum verlassen hatten, durfte bei Ettal und in der Halbammer die Brennholztrift beginnen. (Das Wort “Scheibum besagt, dass es die Bäume da “ummascheibt”, das heißt im Kolk hinter der Engstelle dreht.)Erst als 1870 mit dem Verbot des Triftens nach München die Loisachtrift eingestellt wurde, war die Trift auf der Ammer wieder interessant. In Weilheim wurde ein Triftrechen gebaut und 1877 bis 1883 triftete man in Staatsregie wieder aus dem Graswangtal und dem Halbammergebiet bis nach Weilheim. Später gab es noch private Triften, die aber mit der Eröffnung der Bahnlinie Murnau-Oberammergau nur mehr in Sonderfällen wirtschaftlich waren: 1922 nach einem Föhnsturm, der 25000 fm warf und während des 2. Weltkriegs durch die Firma Neidhart aus Weilheim, das letztemal 1946. Dann wurde der Triftrechen in Weilheim gesprengt.

Eine alte Karte mit Feldern, Gebäuden, dem Fluss Trift, Brücken und nummerierten Abschnitten mit Namen, die mit einem detaillierten Stadtplan kombiniert sind.
Rechen (links unten), Kanal und Holzlände bei Weilheim; Uraufnahmeblätter; Geobasisdaten, Bayerische Vermessungsverwaltung CC BY-ND 3.0 DE

Trift auf dem Inn

Ein gewaltiger Triftrechen kämmte das Holz bei Hall aus dem Inn. Er war bis 1860 in Betrieb und machte Hall zum „Kopfhafen“, an dem die Schifffahrt innaufwärts endete. Während die Versorgung der Saline durch die Trift also um 1860 wegen der Umstellung auf Kohlefeuerung und wegen der Eisenbahn zu einem Ende kam, wurde weiterhin der Brennholz-Bedarf der Stadt Innsbruck durch Trift gedeckt. Dieses Holz hieß nach den Unternehmern Hirn immer noch Hirnholz.

Historische Illustration einer ummauerten europäischen Stadt mit großen Gebäuden, einer Brücke über einen Fluss - vielleicht inspiriert durch die berühmte Triftbrücke -, kleineren Häusern und Ackerland in der Umgebung.
Der große Holzrechen, Ausschnit der Stadtansicht Hall 1556; Schwazer Bergbuch Dip_856_Taf17, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum/Bibliothek

Die Organisation dieser Trift erstreckte sich über 100km Flußlauf und teils bis in die Nebentäler. Holz musste rechtzeitig bei den Klausen und sonstigen Einwurfstellen bereitliegen, das Personal für die Nachtrift angeworben sein.

Den Inn entlang sorgten Archen, das heißt Uferverbauungen dafür, dass das Holz nicht die Ufer beschädigte oder auf die Wiesen geschwemmt wurde.

Historische handgezeichnete Karte, die Flüsse, Land und beschriftete Gebiete zeigt, einschließlich Verweise auf die Trift, mit deutschen handschriftlichen Anmerkungen und Markierungen.
Uferverbauungen am Inn bei Pettnau, aus der Innkarte des Oberarcheninspektors Franz Anton Rangger 1763; ©Tiroler Landesarchiv; Beschriftung besagt, die Gaiß-Wiesen wurde zum “bemähnen” genutzt, also zum Ausziehen von Triftholz

In Hall am Rechen mussten die Unmengen Holz in Triftkanäle gelenkt, herausgezogen, transportiert und gestapelt werden. Fuhrwerke waren beschäftigt mit Pferden, Ochsen und Maulesel. Waren im Jahre 1661 in und um die Saline 251 Personen in 15 Berufen beschäftigt, so sollen es zu Zeiten der Trift 1649 inclusive der Holzer an die 1000 Personen gewesen sein.
Dass dies eine Einkommensmöglichkeit für die ganze Bevölkerung gewesen ist, bezeugt die Holzordnung: „von 1685:“ daraus (aus dem Geldsäckel) sollen unsere Ambt-Leut jederman bezahlen / und ainem jeden treulich und ungefährlich geben / nach Gestalt der Persohn / Mann oder Weib / Groß oder Klain / Jung oder Alt / auch nach Gestalt seiner Arbeit und Fleiß

Natürlich war die Versuchung groß, von dem, das den Inn heruntertrudelnde und da und dort anlandete Holz für den eigenen Bedarf abzuzweigen, was mit drakonischen Strafen verhindert werden sollte.Ab 1850 wurde der Brennstoff der Saline vollständig durch Kohle abgedeckt. Der Rechen wurde in den folgenden Jahren abgebaut. Aber auch der Kohlentransport flußaufwärts auf Zillen von Häring kam mit dem Eisenbahn-Lieferungskontrakt von 1854 zum Erliegen und damit auch die gesamte Innschifffahrt zu einem Ende.

Historische Karte aus dem Jahr 1856, auf der die Stadt Hall, die nahe gelegenen Felder, Straßen, Wasserwege und Wahrzeichen wie die Trift deutlich eingezeichnet sind.
Katasterblatt 1856, der Bahnhof und seine Schienen durchschneiden die alten Länden; Urkataster Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen, Gestattung ã BEV 2022, N 2022/105707

Weiterhin strömten aber Saisonarbeiter und -arbeiterinnen im Frühling und Herbst “in den Hirn” nach Innsbruck. Meist arbeiteten die Trifter dabei am Kanal um mit dem Trifthaken die drei Fuß langen Scheiter auszuziehen, die “Stößlerinnen” transportierten sie mit Schubkarren an die Ganterplätze und stapelten sie auf. Davon und von den harten Arbeitsbedingungen erzählt ein Artikel in der Wiener Zeitung von 1872.

Ein historischer Kartenausschnitt zeigt den Fluss Trift, die umliegenden Felder, beschriftete Straßen und Bauwerke mit handschriftlichen deutschen Textanmerkungen.
Franz Anton Rangger; Inn bei Innsbruck 1763; Ausschnitt Rechen und Holzplatz bei Innsbruck; ©Tiroler Landesarchiv

Literaturverzeichnis Trift

Baumer Stephan, Eder Claus (2004): Holzwirtsc haft entlang der Isar. Von Holzern, Triftern und Flößern. Lenggries: Werbeagentur Eder GmbH.

Christian Neumann, Zur Technik- und Umweltgeschichte der Saline Hall in Tirol im 18. Jahrhundert, in: Wolfgang Ingenhaeff/Johann Bair (Hg.), Bergbau und Umwelt Teil 2: BAND II Zur Technik- und Umweltgeschichte der Saline Hall in Tirol im 18. Jahrhundert, 1. Auflage, Wattens 2017, 17–143.

Malzer, Christian (abgerufen am 2021): Weitere Klosterwälder. TUM, München. Online verfügbar unter https://mediatum.ub.tum.de/doc/1452628/1452628.pdf.

Sieglinde Heiß: Von Holzerhütten, Trift und “Länd” in Scharnitz. In: Tiroler Chronist 1989, S. 20–30.

von Gwinner (1857): Holztransport. Das Vertriften der Brennhölzer aus den bayerischen Staatswaldungen. In: Monatsschrift für das Forst- und Jagdwesen (1), S. 253–264.

Wilhelm, Andreas; Heigl, Martin (2021): Das Halbammergebiet und seine Geschichte. Altenau.

Wolf Karl: Flößerei und Trift auf der oberen Loisach. In: Jahrbuch 2011 Historischer Verein Murnau, Bd. 28, S. 25–120.Literaturverzeichnis Trift auf der Isar

Baumer Stephan, Eder Claus (2004): Holzwirtschaft entlang der Isar. Von Holzern, Triftern und Flößern. Lenggries: Werbeagentur Eder GmbH.

von Gwinner (1857): Holztransport. Das Vertriften der Brennhölzer aus den bayerischen Staatswaldungen. In: Monatsschrift für das Forst- und Jagdwesen (1), S. 253–264.

Wolf Karl: Flößerei und Trift auf der oberen Loisach. In: Jahrbuch 2011 Historischer Verein Murnau, Bd. 28, S. 25–120.

Literaturverzeichnis Trift auf dem Lech

Anonym: Holztrift und Lende. www.verren.at/ehenbichl

Fuchs Ferdinand (1984): Heimat Ausserfern. Eine Heimatkunde des Bezirks Reutte. Flößen und Triften auf dem Lech: Reutte Ausserfern Druck- und Verlagsges. m b H.

Hofmann Sigfrid (1965) : Zur Chronik der Lechbrucker Flößerei; in. Lechbruck, Geschichte und Geschichten III. Hrsg Gemeinde Lechbruck

Unbekannt (1568): Reutte Trift 1568. Gemeindearchiv Reutte, Signatur : AT GemA Reutte 7-9-68.Literaturverzeichnis Trift auf der Loisach

von Gwinner (1857): Holztransport. Das Vertriften der Brennhölzer aus den bayerischen Staatswaldungen. In: Monatsschrift für das Forst- und Jagdwesen (1), S. 253–264.

Wolf Karl: Flößerei und Trift auf der oberen Loisach. In: Jahrbuch 2011 Historischer Verein Murnau, Bd. 28, S. 25–120.

Literaturverzeichnis Trift auf Ammer und Amper

Malzer, Christian (abgerufen am 2021): Weitere Klosterwälder. TUM, München. Online verfügbar unter https://mediatum.ub.tum.de/doc/1452628/1452628.pdf.

von Gwinner (1857): Holztransport. Das Vertriften der Brennhölzer aus den bayerischen Staatswaldungen. In: Monatsschrift für das Forst- und Jagdwesen (1), S. 253–264.

Wilhelm, Andreas; Heigl, Martin (2021): Das Halbammergebiet und seine Geschichte. Altenau.

Literaturverzeichnis Trift auf dem Inn

Hörmann Ludwig (1872): Trifter und Flößer in Tirol. Wiener Zeitung 4. Juli 1872

Ingenhaeff Wolfgang; Bair Johann (Hg.) (2017): Bergbau und Umwelt. Zur Technik- und Umweltgeschichte der Saline Hall in Tirol im 18. Jahrhundert. Tagungsband Teil II. Unter Mitarbeit von Neumann Christian. 15. Montanhistorischer Kongreß. Sterzing; Hall; Schwaz, 28.9.-1.10. 2016: Berenkamp.

Spötl Christoph; Spötl Hans (1991): Die Holzversorgung für das Haller Salzbergwerk. In: Tiroler Heimatblätter 66, S. 127–131.

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