Lalidererwände – die wohl berühmtesten Nordwände der Kalkalpen
Die sanfteren Gipfel des Karwendelvorgebirges lässt man hier eindeutig hinter sich. Die imposanten Lalidererwände überragen jäh die grünen Almwiesen.


800 Höhenmeter senkrechter Fels
Die Falkenhütte (1848 m) ist für ihre spektakuläre Lage berühmt. Auf den sanften Wiesen wachsen seltene Alpenblumen und die jungen Rinder der nahegelegenen Ladizalm weiden auf den grünen Almwiesen. Im Norden liegt die Falkengruppe und dahinter das Rißtal und das Karwendel-Vorgebirge mit seinen runderen und almreichen Gipfeln. Im Süden tut sich der schroffe Fels auf. Die gesamte Südseite ist von den Nordwänden des Karwendel-Hauptkamms blockiert, die sich hier zu einer kolossalen Kulisse auftürmen. Direkt über der Falkenhütte liegt die Lalidererspitz, 2.588 m über dem Meer. Die Differenz besteht zu ca. 700 Höhenmetern aus nahezu senkrechtem Fels. Weiter östlich wachsen die Lalidererwände sogar auf 800 Höhenmeter an. Ihr schattiger Fuß ist oft das ganze Jahr über von Schneeresten geziert, die kurze sommerliche Morgensonne schafft es kaum, sie aufzulösen. Der Kontrast von abweisenden Fels-Landschaften und lieblichen Almen, der so charakteristisch für den Naturpark Karwendel ist, tritt hier besonders eindringlich zutage.
Alpingeschichte im Karwendel
Es verwundert nicht, dass die Lalidererwände schon früh zu Schauplätzen der Alpingeschichte wurden. 1911 gelang Guido und Max Mayer mit den Bergführern Angelo Dibona und Luigi Rizzi die erste Begehung. Im selben Jahr erklomm „Rambo“ Otto Herzog die Lalidererspitze über die seitdem berühmte „Herzogkante“. 1921 gelang Herzog außerdem die Begehung der „Ha-He-Verschneidung“, die als eine der schwierigsten Touren im Alpenraum galt und eine Erweiterung der Kletterscala auf VI mit beeinflusste.
Heute ist es (je nach Route) nicht mehr die technische Schwierigkeit, die die Lalidererwände auszeichnet. Die extreme Länge der Touren sowie die Wechselhaftigkeit des alpinen Wetters machen sie nach wie vor zu alpinistischen Herausforderungen. Für die meisten Besucher im Karwendel ist der bloße Anblick spektakulär genug – und einfach charakteristisch für den Naturpark Karwendel!
Tote Felswände – Lebendiges Korallenriff?
Man sieht es den leblosen, ja scheinbar gar lebensfeindlichen Steinmassen nicht an, dass sie zu weit über 90% biologischen Ursprungs sind. Tatsächlich bildeten sich diese Kalkmassen durch Ablagerung (Sedimentierung) vor ca. 200 Mio Jahren – am Meeresgrund! Verschiedene Riff-Lebewesen wie Korallen, Algen und Mikroorganismen bauten über die Jahrmillionen die heute himmelhoch ragenden Lalidererwände auf. Dafür, dass der Meeresgrund heute in alpinen Höhen Eis und Schnee begegnet, ist die Kraft der Erdplatten verantwortlich. Sie haben im Laufe der Erdzeit den Grund gehoben und zu den schroffen Bergen aufgeschüttet, die uns heute begeistern.
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