Zeitzeugen der Dinosaurier sind die urtümlichen Muscheln, die versteinert im Bachbett der wildromantischen Gleirschklamm liegen. Über schmale Brücken und versandete Wege führt der ausgesetzte und als “schwarz” eingestufte Steig bis ans Ufer.
Gleirschklamm
Geologisch liest sich die Gleirschklamm wie ein offenes Buch der Erdgeschichte. Die einzelnen Gesteinsschichten aus Jura- und Triaszeit erkennt man an der unterschiedlichen Färbung der Wände: hier formen sich bizarre Landschaften mit grau-weißem Muster. Die unentwegte Arbeit des Wassers fördert so manchen Muschelrest zu Tage, der hier in diesem Gestein seit Urzeiten konserviert liegt.
Die Gleirschklamm – ein geologisches Kleinod
Die Rauwacke – so heißt der auffällige Kalkstein, der hier die Landschaft prägt – ist ein fast schwammartiger Stein, so porös und empfindlich ist er nach Jahrtausenden der Erosion. Tief in die Löcher höhlt das donnernde Wasser mit gewaltiger Kraft. Das ist ein nagender Prozess, dem der weiche Kalkstein kaum Widerstand leisten kann. Die Temperaturunterschiede von bis zu 20 Grad tun ihr Übriges, wenn sich das Wasser im Winter als Eis ausdehnt. So höhlt sich der Gleirschbach im Lauf der Erdzeit immer tiefer in die Klamm.
Im Vergleich zu anderen Schluchten ist das Bachbett hier weit: an den Uferbänken ist genug Platz, dass müde Wanderer Hände und Füße ins erfrischend kühle und kristallklare Wasser tauchen können.
Früher wurde die Klamm für die Holztrift genutzt. Im März und April trieben die Forstarbeiter das geschlagene Holz des Vorjahres mit dem Schmelzwasser die Isar hinab – die einfachste Methode, um den Rohstoff aus dem Karwendel zu befördern.
Artenreichtum an Extremstandorten
Nicht nur geologisch und landschaftlich ist die Gleirschklamm ein Kleinod. Sie beherbergt auch zahlreiche Arten, die sich an diesen lebensfeindlichen Standort angepasst haben.
Seltene Pflanzen haben faszinierende Überlebenstechniken entwickelt. Im Vorübergehen trifft man hier auf einige wunderschöne Orchideenarten mit ausgefeiltesten Blüten. Die Fliegenragwurz (s. Foto) ist nur eine Vertreterin der anspruchsvollen Schönheiten – ihre Blütenblätter imitieren eine Fliege und dienen als Lockfalle.
Auch im Wasser finden sich botanische Raritäten. Die Armleuchteralgen sehen aus wie kleine Tannenbäume unter Wasser. An ihren Armen sind ihre Geschlechtsorgane angeordnet – dadurch sehen sie aus wie Kerzenleuchter mit kleinen Lichtern.
Zwischen schroffen Wänden und tosendem Wasser leben in der Gleirschklamm auch besonders an die dort herrschenden Umweltbedingungen angepasste Tiere: Sie brauchen permanente Feuchtigkeit.
Solche Spezialisten sind zum Beispiel die Alpensalamander („Tattermandl“ – siehe Foto). Sie gebären ihre Jungen lebend, dann begegnen einem schon einmal 4 cm kleine, schwarze Mini-Lurche. Mit etwas Glück lassen sich auch Wasseramseln beobachten – sie haben am Fluss ihre Jagdreviere und können für eine halbe Minute lang komplett unter Wasser nach Insekten tauchen!
Wanderung durch die Gleirschklamm
Am Besten erkundet man die Gleirschklamm auf einer Rundwanderung von Scharnitz aus! Auf dem teilweise als „schwarz“ klassifizierten Steig geht es durch die spektakuläre Klamm, hernach laden Möslalm oder Kristenalm zu einem Einkehrschwung ein.
Details zur Tour, GPX-Track und noch zahlreiche andere Wandertouren auf unserer Interaktiven Karte
Öffentliche Anreise
Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen Sie Scharnitz als Ausgangspunkt sehr bequem und umweltfreundlich von Tirol genauso wie von Bayern aus. Die Zugstrecke der ÖBB/DB zwischen München-Garmisch-Innsbruck verkehrt hier regelmäßig, Sommer wie Winter. Vom Bahnhof geht es nach Süden, kurz an der Durchgangsstraße entlang, bis der Weg in die Karwendeltäler links abbiegt. Hier gibt es weitere Informationen.
PKW
Mit dem Auto passiert man das Grenzdorf Scharnitz auf der Bundesstraße zwischen Garmisch-Partenkirchen und Innsbruck. Parkmöglichkeiten gibt es auf dem Großen Parkplatz in der „Länd“: von Tirol kommend vor der Isar rechts abbiegen, von Bayern aus nach der Isar links.
In der näheren Umgebung gibt es sehenswerte Besucherzentren!
Scharnitz hat nicht zu Unrecht den Namen „Tor zum Karwendel“. Hier öffnen sich nach Westen die drei großen Karwendeltäler, das Karwendeltal im Nordwesten, das Hinterautal im Westen und das Gleirschtal im Südwesten. Dazwischen ragen die höchsten Bergketten imposant in die Höhe und laden zu abenteuerlichen Bergtouren ein. Aber auch die Wildflüsse in den Tälern locken mit ihrer urtümlichen Dynamik. Obendrein finden sich idyllische Almen und artenreiche Bergwälder – soweit das Auge reicht. Egal ob ein – oder mehrtägig: die einzigartige Natur des Karwendel lässt sich ideal von Scharnitz aus erwandern! Hier können Wandertipps nachgelesen werden.
Wandertouren mit öffentlicher Anreise
Ob Überschreitungen oder kleine Spaziergänge – mit Bus und Bahn ist man nicht nur naturfreundlich unterwegs, sondern kann abwechslungsreichere Touren unternehmen als mit dem Auto!
Entdecken Sie die natürliche Vielfalt des Karwendels mit neuen Augen!
An der Seite unserer professionellen NaturparkführerInnen gibt es über Besonderheiten am Wegesrand genauso viel zu Staunen wie über die großen Zusammenhänge im Gebirge. Neben den standardmäßig aufgeführten Naturführungen in der Umgebung finden Sie hier unser gesamtes Angebot. Darüber hinaus veranstalten wir auch gerne individuelle Führungen – auch für mehrere Tage, bis hin zur Karwendel Durchquerung in einer Woche.
Auskünfte zu den Übernachtungsmöglichkeiten erhalten sie beim zuständigen Tourismusverband Silberregion Karwendel.
Auf der Interaktiven Karte des Naturpark Karwendel finden Sie Wanderrouten, Übernachtungsmöglichkeiten, Mountainbike Touren, Haltestellen zur Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln und die Besucherzentren.