Dieser Typ Aufzug stammt eigentlich aus dem Bergbau und wurde zwischen 1921 und 1924 von der Bayerischen Staatforstverwaltung bei Grafenaschau gebaut, wo er 9 Jahre in Betrieb war. Anlass waren große Windwürfe, die 1919 im Angerwald über 30 ha Wald vernichtet hatten und die nun auch wegen des Borkenkäfers aufgearbeitet werden mussten. Es war aber wohl auch dem staatliche Bemühen geschuldet, Arbeitsplätze zu schaffen.
Das Prinzip der Bremsbegbahn ist der einer Schwerkraftbetriebenen Seilbahn, nur dass hier die Last auf Rollwägen liegt, die auf Schienen laufen. es handelt sich also um eine Standseilbahn. Der oben beladene Wagen zieht beim Abwärtsfahren den leeren hinauf.

Die Grafenaschauer Bahn verlief mit einem Durchschnittsgefälle von 30% über 1440 m Strecke auf den Angerkopf. Das steilste Stück der Trasse brachte es auf 37%.
Die Bahn endete also an einem erhöhten Punkt in 1035 m Höhe und musste zunächst bergauf mit Holz versorgt werden. Das Holz, das sie zu Tal seilte, stammte von dem dahinter auf 1000 m NN gelegenen Sammelplatz im Lahnegraben, der seinerseits von den Hängen und Gräben ringsum auf Winterwegen und Riesen beliefert wurde. Deshalb belud man die Wägen der Bremsbergbahn zunächst im Lahnegraben und seilte sie mittels eines 20 PS Dieselmotors auf einem einspurigen Gleis 770m zum Bahnhof an der Angerlhütte hoch, wo sie dann an die Bremsberganlage umgekoppelt wurden. Die Steigung dieser Strecke betrug nur 10% was verdeutlicht, wieviel Leistung das Schwerkraftbetriebene System im Vergleich ermöglicht.





Die Stämme lagen auf Gespannen aus zwei Wägen mit seitlichen Rungen, also senkrechten Halterungen für die Ladung, und einem Drehschemel, damit das Befahren der Kurven möglich war.
Die Trasse der Bremsbergbahn vom Angerkopf-Bahnhof nach Grafenaschau hatte drei Schienen und auf der Hälfte des Weges, wo die beiden Wagen aneinander vorbeimussten, vier. Dies sparte gegenüber einer zweigleisigen Strecke Trasse und Material, andererseits brauchte man an der Passierstelle keine Weiche und konnte die Seile sauber getrennt führen.


Den Namen verdankt das Bremsbergbahnsystem den Band-Bremsen an den beiden Seiltrommeln, die dafür sorgen, dass die Betriebsgeschwindigkeit – in Grafenaschau 5km/h also Fußgängertempo – nicht überschritten wird. Dazu diente hauptsächlich die Bremse an der ablaufenden Trommel.- die an der auflaufenden Trommel durfte nur im Gefahrenfall betätigt werden.

Schon wegen der Seilführung durfte die Trasse nur weite Kurven aufweisen. In dem zerklüfteten Steilgelände war daher der Bau vieler Brücken notwendig, insgesamt zehn an der Zahl. Drei davon hatten eine beträchtliche Länge und wiesen eine gewisse Eleganz auf.

Zu ihrem Bau verwendete man hauptsächlich auf der Trasse geschlagenes Fichtenholz, das man noch feucht mit Teer bestrich. Diese Konservierungsmaßnahme erwies sich als kontraproduktiv: Das Holz konnte nicht austrocknen und verfaulte, so dass die Bahn nur neun Jahre in Betrieb bleiben konnte.

Den Betrieb hat Heinrich Brohmeyer noch als Kind miterlebt. Ihm verdanken wir die genaue Beschreibung der Bahn und eine lebendige Schilderung ihres Betriebs. Auch wurden Unterlagen von interessierten Forstleuten aufgehoben, so dass uns sowohl Pläne der Holzbauten, als auch der Kostenvoranschlag und die Betriebsanleitung überliefert sind.

Literaturverzeichnis
Brohmeyer Heinrich (1995): Gebirgswalderschließung im Raum Grafenaschau. In: Jahrbuch historischer Verein Murnau 16 (16), S. 89–110.
Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Hrsg. (2018): Katastrophe am Windwurfeck. Unter Mitarbeit von Friedel Michael. In: Bäume erzählen Geschichten. 100 Jahre Freistaat Bayern, S. 60–61
